Donnerstag, 3. Mai 2007

Der ehemalige Klassenfeind im Giana Sisters-Land


"Liebe Freunde und Genossen! Verehrte auslaendische Gaeste! Meine Damen und Herren des Diplomatischen Korps!"

So oder so aehnlich koennte sie angefangen haben, die Begruessungsrede an die westdeutsche Delegation, bestehend aus Genosse M und Genosse S (die Cowboy-Metapher muss hierbei leider weichen, war man doch begleitet von einem alten čSSR-Reisefuehrer, der aus einem Land vor fast unserer Zeit stammte), die sich am Wochenende auf eine viertaegige Reise Praha-Brno-Praha begaben.

Die bereisten tschechischen Schauplaetze stellten zwar keine Counter Strike-Map da, wohl aber die eine oder andere Herausforderung im Giana Sisters-Stil: Hindernisse wie nicht funktionierende Room Cards (natuerlich beim Tragen von Boxer Shorts), verwirrende Beschilderungen, die Eigenschaft grundsaetzlich immer in die falsche Richtung fahren zu muessen, nicht getaetigte Reservations im Hostel, ein komisches Nachtbus-System, Flip Flops bei langen Rueckwegen, Sprachbarrieren, fehlende Ego Shooter in den tschechischen Spielotheken und schliesslich der Endgegner - ein Meat Ball, der Genosse S nicht mit Genosse M in das studentische Intercontinental lassen moechte.
Wie beim C64-Zocken des bekannten Jump'n'Run-Games wurden die Genossen mit einigen Credits entschaedigt: beispielsweise beim Anblick der vielen Englaender bei ihren Stag Nights, den alten Prager Strassen, den Fassaden im juedischen Viertel, dem Blick von der Burg ueber Prag, dem Essen - gut und viel, den vielen Kontrasten in Brno, dem Klassenfahrts-Bierdosen-Feeling, dem Wohnen im Prager Friedrichshain, der Brno-Plattenidylle, der Erkenntnis, wie toll es ist, dass man keinen russischen Auftragskiller im Nacken sitzen hat wie der Typ am Bahnhof.

Der Kapitalismus ruft Dienstag seinen Genossen S wieder zu sich.
Ein Prager Fruehling. Diesmal anders.

Keine Kommentare: